Mittlerweile waren drei Tage ins Land gezogen, als sich der nordamerikanische Winter mit aller Macht nun endlich von seiner bekannten Seite zeigen wollte.
Ehrlich gesagt waren wir ganz froh, dass uns Petrus diese drei Tage noch fürs Ankommen eingeräumt hatte. So hatten wir die Chance unseren Stadtteil in seinem eigentlichen Antlitz zu erblicken. Nach einem "snow storm", wie die Kanadier das Ereignis hier nennen, ist davon nämlich nicht mehr viel zu erkennen.
Ausgestattet mit den richtigen Wetter-Apps für die Region, die den Temperatur-Forecast, die erwartete Schneehöhe und vieles mehr im Vorfeld verraten, konnten wir uns auf das so lang ersehnte und in Deutschland schmerzlich vermisste Weiß einstellen. Nachdem Kirsche das Hotel eingemummelt in die dicksten Sachen gen Arbeit verlassen hatte, prüften Romy und Ben fachmännisch das Schauspiel der tanzenden Schneeflocken vom Hotelfenster aus. Als ihre Blicke dann aus dem Himmel gen Boden schweiften, gab es kein Halten mehr. "Papa, wir müssen unbedingt jetzt rausgehen und uns das anschauen. Nun los, mach schon, wo bleibst Du?" Unten angekommen und diesmal NATÜRLICH in die mitgebrachten Schneeanzüge gepackt, musste die professionelle Witterungsanalyse fortgeführt werde. "Hm, dähr Schneee is sooo läägaaaaa" und yeap "das ist wirklich richtig viel Schnee, Papa".
Hinter unserem Hotel gab es eine große Fläche, die im Sommer als Parkplatz genutzt wird. Wir wunderten uns, warum, diese Fläche nun aber schon seit unserer Ankunft leer war. Wir sollten es zu einem späteren Zeitpunkt herausfinden, doch an diesem Tag war es eine prima Gelegenheit für eine erste richtige Schneeballschlacht.
Bild links - auf dem Hinterhof unseres Hotels war genug Platz um im Schnee zu spielen. Vierte Fensterreihe von rechts, ganz oben war unser Zimmer.
Bild Mitte - "Papa, kannst Du mir bitte die Schneebälle machen? Ich bewerfe Dich dann, ok?!"
Bild rechts - Die Schneeengel für die Omas zuhause waren ein Muss
Unermüdlich wurden Schneebälle gebaut, geworfen, gerannt und gelacht, bis die Kräfte so allmählich schwanden sowie die entspannte Stimmung. Der Harmonie wegen räumten wir das Feld und schauten uns weiter um. Tatsächlich, die Stadt sah mit dem Schnee ganz anders aus. Doch weit sind wir nicht gekommen, schon am nächsten Denkmal auf dem "Platz des Phillips" fanden Romy und Ben ihre nächste Aufgabe: Die Treppe des Denkmals mussten unbedingt freigeräumt werden.. ich sag mal so, die Blicke der Passanten waren zugleich interessiert aber auch ein wenig irritiert.
Ich bin fest davon überzeugt, dass das Vorhaben vollständig umgesetzt worden wäre, doch wurde mir vom Rumstehen sehr kalt...naja, so ohne Winterschuhe und Schneeanzug war das irgendwie klar.
Wer vergisst auch schon vor allem seine Winterschuhe in der Heimat, wenn man für zwei Jahre nach Kanada aufbricht?
Wer es eben nicht im Kopf hat, hat die Kälte in den Beinen.
Nach einer Stunde bei -7 Grad ging es nach oben und wir entdeckten durch die Fenster tatsächlich Engel auf dem Hinterhof , die uns irgendwie bekannt vorkamen. Seht ihr sie auch?
Als wir vier dann abends wieder alle vier vereint waren, durften die Kids allein auf dem Zimmer zocken, während Kirsche und ich die letzten Maßnahmen für den Wintereinbruch in Angriff nahmen.
Bei einem netten französisch sprechenden Kanadier fanden wir endlich Winterschuhe für mich. Schwester Claudi, die sind soooo „flauschig“.
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