Start-Ziel: Beaconsfield (Île de Montréal) - Camping des Aulnaies
Distanz: 380km
Routenplaner sagt: 3h 51min ;-)
Also wenn wir uns auf unserer Route auf etwas verlassen konnten, dann waren das 3 Dinge.
1) Traue nicht dem Routenplaner. Die errechnete Fahrzeit verpufft hier wie der Hilferuf auf einem der großen Seen!
2) Unser Wohnmobil würde nie den Geist aufgeben!
3) Elche scheint es auch hier nicht zu geben! Jule, das ist also nicht nur in Schweden so.
Doch eins nach dem anderen. Nach einer laaaangen Nacht des Packens und einem wohlverdienten und ausgiebigen Frühstück verstauten wir die letzten Gepäckstücke in unserem fahrenden Haus, schlossen Türen und Fenster und winkten noch schnell zum Abschied. Kurz danach brummten wir durch unser Wohnviertel und wurden sowohl von den Erwachsenen als auch von den Kindern mit großen Augen angestarrt. Ganz klar konnten wir die Begeisterung und auch ein wenig den Neid erkennen...das machte uns irgendwie ein wenig stolz und somit fieberten wir, mit dem Slogan CanaDream auf dem Auto, den ersten Kilometern entgegen.
Bereits nach 70km und zweieinhalb Stunden Fahrt aus Montreal und dem Umland heraus erlitt die Euphorie einen kleinen Dämpfer. Naja, warum sollte es in den hiesigen Großstädten anders sein, als daheim? Auch in Berlin quält man sich elendig lang über das Adlergestell oder gen Norden über die Prenzlauer.
Doch mit jedem weiteren Kilometer wurde die Landschaft weniger städtisch und was vor allem Freude bereitete, die Straßen wurden weniger ruppig. Mittlerweile hatte jedes Utensil seinen wackelfesten Halt gefunden, Romy und Ben beherrschten bereits das Handling mit Handy und iPod und Kirsche war mit Reiseführern, Getränken und Sonnenbrille voll auf Urlaubsmodus eingestellt. Yeap und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich mich hinter dem Lenkrad nicht wohlgefühlt hätte (houhouuuuu).
Unser erstes Ziel galt einem Campingplatz nordöstlich von Quebec. Wir wählten mit Absicht einen Stopp, der ein wenig Entertainment bot, damit wir vor allem unsere kleineren Reisebegleiter vom Start weg auf unserer Seite hatten. Und so war es der in Aussicht stehende Pool, der die Begeisterung und die Leidensfähigkeit ausreichend nach oben katapultierte, dass wir sogar noch Zeit zum Einkaufen hatten.
Zum Glück sind die Parkplätze hier groß genug und so lässt sich fast überall ein großes Fleckchen für ein noch größeres "Mobile Home" finden.
Nach 7 Stunden (kleiner Schwenk nach oben, yeap, ursprünglich geplant waren 3h 51min) fuhren wir dann auf den Campingplatz. Kirsche sprang aus dem Wagen, meldete uns an und kehrte mit der freudigen Botschaft zurück, dass der Pool sogar noch geöffnet sei...
IHR KÖNNT EUCH SICHER VORSTELLEN, WIE DAS DIE GEMÜTER ERFREUT HAT!
Wir bezogen also unseren Stellplatz ganz am Rand des Platzes und wollten draußen alles vorbereiten, als unser höchstpersönlicher Chief-Drill-Instructor Romy mit Schwimmbrille auf der Nase festlegte, dass wir zuerst planschen gehen! Was kann man da schon tun, als zu gehorchen!
Erfrischt und vielleicht auch ein wenig aufgeweicht kehrten wir entspannt zum Wohnmobil zurück und eröffneten den Urlaub nach guter alter Tradition mit roten Nudeln und unserem Familienspruch: "Wir sind ein Team, wir sind ein Team, wir sind Familie Peteeeeer!". Der Abendhimmel über dem St. Lorenzstrom versprach für den nächsten Tag perfektes Wetter.
Und so sollte es auch eintreten. Bei bestem Wetter war das Frühstück im Freien obligatorisch. Ben und ich spielten danach ein wenig Basketball, während die Mädels die perfekten Farben für alle verfügbaren Nägel aussuchten und auftrugen.
Gut gestärkt schwangen wir uns dann auf unsere Räder und radelten nur mal so los...ein genaues Ziel hatten wir nicht, nur so eine ungefähre Idee :-) "ACHTUNG", wird Kirsche hier sagen, "wenn ihr mit Christian Radfahren geht, dann immer mit einem konkreten Ziel, sonst bist du mit ihm ganz schnell mal auf dem Col du Tourmalet". Hehe, diesmal war es zwar kein 2.000er aber für unsere Kleinste schon eine ordentliche Herausforderung, die sie aber meisterhaft gepackt hat.
Und rückblickend mussten wir alle zugeben, dass sich der Aufwand mehr als gelohnt hat.
Unfassbar diese Natur, die Weite des Lorenzstroms aber vor allem diese Frau in der Szenerie.
Auf dem Rückweg schwanden dann aber doch bei Romy die Kräfte und guter Rat wahr teuer...nee, um ehrlich zu sein, so teuer war es gar nicht, denn ein Eis geht immer und ist fast immer erschwinglich. Am Abend gab es dann sogar noch einen Live-Act auf dem Zeltplatz mit sehr vielen feierwütigen Quebecern.
Bevor wir diesen Bericht zur ersten Etappe schließen, folgt noch eine kleine Anekdote zum Kanadier. Auf diesem Zeltplatz waren wirklich alle Altersgruppen vertreten, von ganz jung bis sehr alt. Doch was alle miteinander verband, war der Hang zur Bequemlichkeit ... zumindest bei den Dauercampern, die eine ein- bis mehrjährige Mitgliedschaft haben. Fast jeder von ihnen besaß neben einem Pickup und Anhänger noch ein Golfcart und damit wurde wirklich überall hingefahren. Ein wenig geschluckt hatten wir, als wir von den Campingplatzwächtern angesprochen und darauf hingewiesen wurden, dass Ben doch bitte ab 21:00 Uhr kein Rad mehr fahren durfte. Als die ersten Golfcarts dann aber an uns verbeirauschten, auch mit Kids am Steuer, war uns der Grund auch mehr als klar :-)
Und noch einen haben wir parat: Erinnert euch an das Foto (re). In der Mitte des Bildes seht ihr einige Parzellen. Diese sind speziell für die Dauercamper angelegt worden. So konnten sie dort ihre eigenen Kräuter, Gewächse usw. anpflanzen. Doch eine Herausforderung gab es. Mit dem Golfcart kam man nicht dort hinunter. Aber hey, wenn das Kleine nicht will, dann braucht es eben größeres Werkzeug und so wurde der Pickup gesattelt und die 20m mit Allradantrieb zurückgelegt. Am Beet angekommen, war es ein Augenschmaus, wenn sich einzelne Gärtner kaum noch zu Fuß bewegen konnten...aber hey, immerhin gab es Bio-Produkte :-).
Comments